Charly's Almgeschichten #2

Veröffentlicht am 7. Oktober 2025 um 16:12

Heute die zweite Geschichte welche sich im Rofan abspielte. Meine Frau und ich hatten uns vorgenommen bei diesem schönen Wetter eine Schneeschuhtour zu machen die uns zu einer Hütte führt. Wir wollten die Zweisamkeit einige Tage genießen. Das Wetter passte und so ging es schon früh los.

 

Almgeschichte#2:

Die Sonne strahlte vom tiefblauen Himmel, und der Schnee glitzerte wie frisch gestreuter Zucker über den Hängen. Wir hatten uns schon früh am Morgen auf unsere Schneeschuhe geschnallt und waren voller Energie los gestapft. Der Plan, eine  Tour durch die Berge, mit Übernachtung auf einer unbewirtschafteten Hütte.

Der Weg führte uns durch stille Wälder, wo die Äste schwer vom Schnee hingen, und über weite, offene Hänge. Wir lachten, machten Fotos und genossen das Gefühl, allein in einer funkelnden Winterwelt unterwegs zu sein.

Wie wollten hoch zur Haidachstellwand und diese überqueren. Der Schnee war aber zu tief am letzten Steilhang  so da wir sicherheitshalber umkehrten. Als am späten Nachmittag die Sonne tiefer sank, kam plötzlich Wind auf der den Schnee von den Gipfeln peitschte. Es wurde ungemütlicher und wir beeilten uns die Hütte zu erreichen. Nach einiger Zeit ließ der Wind wieder nach. Da war sie endlich die kleine Hütte.

Drinnen war es kalt, doch bald knisterte ein Feuer im Ofen, und wir beiden wärmten uns mit heißem Tee. Später schliefen wir dann zufrieden ein während es draußen wieder windig wurde.

Am nächsten Morgen war der Himmel klar, doch der Wind hatte tiefe Spuren hinterlassen. Verwehungen blockierten unseren geplanten Weg. „Wir müssen eine andere Route probieren", sagte ich.

Wir schnallten die Schneeschuhe wieder an und kämpften uns durch tiefen Pulverschnee. Mehrmals sanken wir bis zu den Knien ein. Die Sonne brannte trotz der Kälte auf unsere Gesichter. 

Plötzlich hörten wir ein dumpfes Geräusch - ein kleines Schneebrett löste sich am gegenüberliegenden Hang. Nichts Gefährliches, doch ein ernster Hinweis, die Lawinengefahr war real. Wir hielten Abstand zu steilen Hängen und bewegten uns vorsichtiger weiter.

Als unsere Kräfte nachließen, entschieden wir nichts weiter zu riskieren, sondern zur Hütte zurück zu gehen. Es war ein anstrengender Rückweg, doch mit jedem Schritt fühlten wir uns sicherer je näher wir der Hütte kamen. Abends saßen sie wir wieder am warmen Ofen, müde, aber erleichtert.

Am nächsten Morgen weckte uns gleißendes Sonnenlicht. Der Schnee funkelte wie Diamanten, und die Luft war so klar, dass man die Gipfel zum Greifen nah wähnte. Wir beschlossen eine sichere Rundtour zu machen - über den Kamm, vorbei an  bizarren Felsformationen.

Es wurde ein Tag voller Staunen. Adler kreisten hoch oben, und unsere Schneeschuhe hinterließen Spuren in unberührtem Weiß. Oben am Kamm breiteten sich die Berge aus wie ein Meer aus Wellen - endlos, still und doch voller Leben.

Am Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg ins Tal. Der Schnee knirschte, die Sonne begleitete uns und wir beide sprachen über das erlebte:  Wie klein man in den Bergen sein kann - und wie groß das Glück, gemeinsam ein solches "Abenteuer" zu bestehen. Unten im Tal, als wir uns die Schneeschuhe abschnallten, sagte meine Frau. „Eigentlich schade, dass es schon vorbei ist."